Alfred Trachsel

Alfred Trachsel, 1920-1995, Architekt, Zürich

Ab den 1950er Jahren begann sich Trachsel für die Spielplatzfrage zu interessieren und zu engagieren, motiviert durch das Vorbild der skandinavischen Staaten. 1951 plante und realisierte er für die Siedlung der Baugenossenschaft im Triemli, Zürich, die er selbst mit seiner Familie bewohnte einen Spielplatz. Er passte ihn in die Hanglage ein und bestückte ihn mit einer reichen Auswahl an Spielgeräten, die er teilweise selbst entwarf. Den Platz bauten die Genossenschafter in ihrer Freizeit.

Die Schaffung eines Spielplatzes an der Bergwiese (oderhalb der Siedlung Goldacker, Baugenossenschaft Triemli) wurde an der Generalversammlung im Mai 1951 beschlossen und noch im gleichen Jahr verwirklicht. Zur Feier der Fertigstellung wurde der Genossenschaftstag in diesem Jahr als Kinderfest gestaltet. 1953 erhielt auch die die Siedlung Wydäcker einen Spielplatz (Kurz 90-91).

1953, nach dem 5. Internationalen Kongress für Schulbaufragen und Freilufterziehung in Zürich, bildete sich ein Kreis von Persönlichkeiten, der Zürcher Kreis der Spielplatzfreunde, die sich der Förderung der Spielplatzidee widmeten. Zusammen mit Alfred Ledermann gehörte Alfred Trachsel dazu.

Grosses Vorbild blieb der Bauspielplatz von Emdrup, Dänemark von 1943, und die vorbildliche Gesetzgebung zu Kinderspielplätzen in Dänemark von 1940.

Die persönliche Motivation von Trachsel, war einerseits der Wunsch, den Kindern einen Erlebnisraum zurückzugeben, der in der durchrationalisierten und motorisierten Stadt zunehmend verloren gegangen war, anderseits sie von den gefährlichen Strassen wegzubringen.

Jeder Quadratmeter Boden wird irgendwie ausgenützt, asphaltiert, behagt oder mindestens betafelt oder sonst „bezweckt“ und der Rest derart verschönert, dass sich kein Kind mehr hinwagen kann, ohne mit einem Hauswart in Konflikt zu kommen.“ (Trachsel, 1954)

„Wenn wir Kinderspielplätze bauen, geben wir der Jugend den nötigen Spielraum zurück, schaffen ein wichtiges erzieherisches Element und helfen mit, Verkehrsunfälle zu verhüten, indem wir die Kinder von der Strasse fernhalten“ (Trachsel, 1954)

1953/54 wurde in Zürich-Wipkingen der erste Robinson-Spielplatz eingeweiht, eine Weiterentwicklung des dänischen Bauspielplatzes.

1954/55 schuf er für die von Stadtbaumeister Steiner entworfene Wohnkolonie Heiligfeld III und Hochhäuser am Letzigraben, Zürich, (1950-56) einen Kinderspielplatz und Schlittelhügel. Die ersten Hochhäuser Zürichs waren Vorboten der Hochkonjunkur und des Baubooms, Trachsels Spielplatz ein Novum. Er etablierte sich zum Experten in Spielplatzfragen.

Spielplatz und Gemeinschaftszentrum

Trachsel, Alfred : Kinderspielplätze, (Das) Wohnen, Vol.29 (1954)

Als Adjunkt des Hochbauamts der Stadt Zürich hat Trachsel Ende der fünfziger Jahre die Robinsonspielplätze zu den Freizeitanlagen – den heutigen Gemeinschaftszentren – weiterentwickelt. Diese blieben nicht mehr Kindern und Jugendlichen vorbehalten, sie wurden zu Begegnungszentren für Angehörige aller Altersgruppen. In Zusammenarbeit mit Pro Juventute hat Trachsel damals für die Stadt Zürich ein Konzept für Freizeitanlagen, die mit den entsprechenden Einzugsgebieten über die ganze Stadt verteilt waren, erstellt. Das Konzept, das in den Zeiten der Hochkonjunktur zum grossen Teil verwirklicht werden konnte, stand damals im Gegensatz zur Idee des Jugendhauses, einer bewusst zentralen Einrichtung. Der Jugendhaus-Bewegung, die in den späten sechziger Jahren an den Jugendunruhen mitbeteiligt war, konnte Alfred Trachsel mit seinem dezentralen Planungskonzept wenig Verständnis abgewinnen. (NZZ, 24.3.1995)

Quellen:
– Alfred Trachsel: Kinderspielplatz Bergwiesen der Baugenossenschaft Sonnengarten im Triemli, Zürich, in: Schweizerische Bauzeitung Vol. 70(1952), S. 536-538
– Alfred Trachsel: Kinderspielplätze, in: (Das) Wohnen, Vol. 29(1954), S. 8-11
– Alfred Trachsel: Vom Spielplatz zum Freizeitzentrum, in: (Das) Werk, Vol. 46(1959), s. 229-233
– Johannes Stoffler: Gustav Ammann. Landschaft der Moderne in der Schweiz, gta Verlag Zürich, 2008, S. 173-176.
– W. Canziani : „Zum Tod des Architekten Alfred Trachsel„, Neue Zürcher Zeitung, 24.03.1995, S. 56.
– Alfred Trachsel: „Kinderspielplätze“, der Aufbau, Heft 11 1967, S. 427-436.
– Oechslin, Werner, and Albert H. Steiner. Albert Heinrich Steiner: Architekt – Städtebauer – Lehrer : Zürich: gta-Verlag, 2001, S. 90-92; 206
– Baugenossenschaft Sonnengarten, Kurz, Daniel, Ein Neues Zuhause: Siedlung Triemli 1944-2012. Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2012.

Quelle Bilder:
Baugenossenschaft Sonnengarten, Kurz, Daniel, S. 83, 88
Schweizerische Bauzeitung, 70. Jhg, 1952, S. 537 und 71. Jhg, 1953, S. 719-20

aktualisert am 8.12.2011; 14.8.2012; 25.4.2014; 30.5.2014; 14.4.2015; 20.11.2023

Gustav Ammann: Gartengestaltung, Siedlung Triemli

Siedlung Triemli, Zürich: Lageplan Spielplatz Bergwiesen

Alfred Trachsel: Spielplatz Bergwiesen, Zürich, 1951

r. Kletterturm, Patent „Altra“; l. Sicht aus Pavillon auf Röhren

aus: Schweiz. Bauzeitung Vol. 70 (1952)

Alfred Trachsel: Freizeitanlage Heuried

Alfred Trachsel: Eternit-Iglus, SAFFA Zürich, 1958

Alfred Trachsel: Eternit-Iglus, SAFFA Zürich, 1958